Eine dreitägige Motorradreise mit Marcel – was kann da schon schiefgehen? Die Route war gesetzt, die Motorräder gecheckt und die Vorfreude groß. Was wir jedoch nicht auf dem Schirm hatten, war das Wetter. Angesagt war. Kein Regen aber sollte eine Reise voller unerwarteter Wendungen werden. Hier ist unser Abenteuer in drei Tagen – von der Fahrt durch den Regen bis zu heißen Sonnenstrahlen in den italienischen Alpen.
Tag 1: Von zuhause nach Tirano – Im Regen über die Alpen
Der erste Tag begann mit großen Erwartungen. Wir wollten von meinem Zuhause in die italienische Stadt Tirano fahren, die am Fuße des Stelvio-Passes liegt. Die Strecke sollte uns durch die Schweiz führen, ein Paradies für Motorradfahrer, mit kurvigen Straßen, atemberaubenden Ausblicken und einer Mischung aus Natur und Kultur.
Doch was dann kam, war alles andere als das, was wir uns vorgestellt hatten. Kaum hatten wir den ersten Kilometer hinter uns, begann es zu regnen. Zuerst war es nur ein leichter Nieselregen, doch nach einer halben Stunde verwandelte sich das Wetter in einen kräftigen Regenschauer. Stopp oder weiterfahren? Wir hielten an, um uns zu entscheiden, aber der Regen ließ keine wirkliche Wahl – wir fuhren trotzdem weiter, denn die Hotels waren bereits gebucht. Kurz darauf stauten sich die Fahrzeuge auf der Strecke und wir standen bei strömendem Regen im Stau. Das tat der Stimmung nicht wirklich gut, aber wir hielten durch.
Unsere Fahrt führte uns über den Hirzel und immer weiter in Richtung Glarnerland, wo der Regen uns nicht losließ. Es war nass, kalt und die Sicht war immer wieder durch den Regen getrübt. Doch dann – endlich! – kam der Walensee in Sicht und der Regen ließ nach. Ich war dank meines Windschilds fast trocken, während Marcel bis auf die Unterhose durchweicht war. Doch wie es bei solchen Reisen oft ist, gehört das Unvorhersehbare einfach dazu.
Der wahre Höhepunkt des Tages kam, als wir den Flüelapass erreichten. Der Himmel war jetzt zwar wieder klar, aber die Temperaturen waren gefallen. Marcel war so frustriert und durchgefroren, dass er fast erfrieren wollte. Er schnappte nach Luft und machte sich Sorgen, wie es weitergehen würde, aber wir setzten die Fahrt fort, da wir schon so weit gekommen waren.
Nach der Anfahrt durch den Nationalpark und der Durchfahrt des Munt la Schera Tunnels (ein kleiner gebührenpflichtiger Tunnel, der die Schweiz und Italien verbindet), kamen wir schließlich in Tirano an. Hotel bezogen, geduscht und dann ab zum Abendessen. Direkt neben dem Hotel, genossen wir vor einer Pizzeria einen Salat und eine leckere Pizza. Die Besichtigung der örtlichen Kirche rundete den Tag ab – und endlich konnten wir uns von den Strapazen des ersten Reisetages erholen.
Tag 2: Tirano – Bergamo – Chiavenna: Hitze und Ausblicke
Der zweite Tag begann mit einem großzügigen Frühstück im Hotel. Wir waren erholt und bereit, uns der nächsten Herausforderung zu stellen. Unser Ziel war Bergamo, aber auch diesmal hatte das Wetter etwas für uns parat – dieses Mal die Hitze. Schon beim Aufbruch stieg das Thermometer auf nahezu 38 Grad. Das war eine ganz andere Herausforderung, vor allem in Motorradklamotten. Es war kaum auszuhalten, und jeder Kilometer schien zu einer Qual zu werden. Doch wir hielten durch und fuhren weiter, jedoch wollten wir nicht in die Stadt fahren, da war es noch heisser. In der Nähe von Chiavenna beschlossen wir, eine Abkürzung zu nehmen und in einem schattigen Restaurant eine lange Pause einzulegen. Der laue Wind in Kombination mit einem alkoholfreien Bier und einem Espresso war genau das, was wir brauchten, um neue Energie zu tanken.
Nach der wohlverdienten Erholung ging es weiter in Richtung Chiavenna, einer idyllischen Stadt im Veltlin, die uns mit ihren engen Gassen und dem Charme des Südens begrüßte. Das Hotel war schnell bezogen, und am Abend ließen wir uns ein leckeres italienisches Abendessen schmecken. Die ganz spezielle Pasta war einfach unglaublich, und die Gespräche über den Tag und das Reisen taten ihr Übriges, um uns in beste Stimmung zu versetzen.
Tag 3: Chiavenna – Splügenpass – Oberalp – Heimfahrt
Der dritte und letzte Tag der Reise brach an. Wir fühlten uns gut ausgeruht und bereit, die letzten Kilometer zu bewältigen. Unser Plan war, über den Splügenpass nach Thusis zu fahren und dann in Richtung Oberalp weiterzufahren. Der Pass hatte es in sich: kurvig, steil und mit einer grandiosen Aussicht. Auf dem Splügenpass war es zwar noch frisch, aber die Sonne strahlte am Himmel.
Weiter ging es in Richtung Oberalp, wo wir das letzte Mal in die Berge eintauchten. Danach nahm ich die wunderschöne Axenstraße, eine der malerischsten Straßen der Schweiz, die sich entlang des Vierwaldstättersees schlängelt. Marcel entschied sich, die schnelle Variante zu nehmen und nahm die Autobahn, um noch schneller nach Hause zu kommen. Ich konnte mir diese Straße jedoch nicht entgehen lassen und ließ mich von den Ausblicken und Kurven treiben, während ich die letzten Kilometer in Ruhe genoss.
Schließlich erreichte ich mein Ziel und machte mich mit einem Gefühl der Zufriedenheit auf den Weg nach Hause. Marcel war bereits zu Hause, und so endete unsere unvergessliche Motorradreise.
Fazit:
Die dreitägige Motorradreise mit Marcel war geprägt von extremen Wetterbedingungen, hitzigen Passagen, aber auch unvergesslichen Momenten. Trotz des Regens und der Sonne, der Kälte und der Hitze – es war eine Reise, die uns immer in Erinnerung bleiben wird. Es ging nicht nur um das Fahren, sondern auch um das Erleben, das Überwinden von Herausforderungen und das Genießen der Freiheit auf zwei Rädern. Und genau das ist es, was das Motorradfahren ausmacht: die Freude am Moment und die unvergesslichen Erlebnisse mit einem guten Freund.